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Waldheimatkunde
Der Bergwald ist ein Lawinenschützer
Er ist der beste und kostengünstigste Lawi-
nenschutz. Er verhindert das Anreissen von
Lawinen, kann aber eine oberhalb der Wald-
grenze angebrochene Lawine nicht aufhalten,
ohne selbst zerstört zu werden. Bleiben wir
aber im Wald und damit bei einen seiner
natürlichen Stärken – Lawinenschutz zählt
dazu. Ein Wald fängt beträchtliche Mengen
des Neuschnees in seinen Baumkronen auf.
Dieser verdunstet entweder direkt auf dem
Baum oder gelangt früher oder später in Form
von Schneeklumpen oder Schmelzwasser in
die Schneedecke. Im geschlossenen Wald-
WIE STARK SIND SIE PERSÖNLICH MIT DEM WALD VERWURZELT?
WISSEN SIE MEHR ÜBER IHN ALS ÜBER SEINE STAMMFUNKTIONEN?
liegende Bäume helfen mit ihrer abstützenden
Wirkung, die Schneedecke zu stabilisieren.
Die Waldstruktur hat insbesondere im
Lawinenanrissgebiet einen wichtigen Einfluss.
Der Wald ist ein Hochwasserschützer
Der Wald ist ein effizienter Helfer gegen
Hochwasserereignisse. Besonders bedeutend
ist der Schutz vor Erosionen und Vermurun-
gen. Es gibt natürlich Grenzen im Schutz vor
Hochwasserereignissen, aber in der Ab-
schwächung der Ereignisstärke und in der
relativ gefahrlosen Ableitung von Starknieder-
schlägen liegt die positive Wirkung des
*
DI Thomas Ölz ist
Fachbereichsleiter für
forstliche Beratung,
Holzvermarktung und
Holzmarketing, Holz-
energieversorgung und
für Wald/Wildfragen
in der Landwirtschafts-
kammer Vorarlberg.
bestand wird die
Schneedecke deutlich
weniger mächtig und
ist stärker strukturiert
als im offenen Gelän-
de. Im Wald ist auch
die Windgeschwin-
digkeit geringer und
der Temperaturunter-
schied wesentlich ausgeglichener. Damit
entstehen kaum Schneeverwehungen und
die Schwimmschneebildung, als sehr gefähr-
liche Gleitschicht, kann nicht entstehen.
Baumstöcke, Wurzelstöcke aber auch
Waldes. Durch die intensive Durchwurzelung
des Waldbodens wird dieser grobporenreich.
Der hohe Anteil an Grobporen erleichtert das
Versickern von Regenwasser. Eine zusätzlich
gut ausgebildete Humusauflage bietet eine
hohe Speicherkapazität und dient als Wasser-
reservoir. Naturnah gemischte und stufige
Bestände mit reichlich Tiefwurzeln und einer
gut entwickelten Bodenschutzvegetation
wirken sich sehr positiv auf das Wasserrück-
haltevermögen aus. Die naturnahe und nach-
haltige Waldbewirtschaftung in Vorarlberg
stellt hier eine besonders hervorzuhebende
Hochwasservorbeugemaßnahme dar.
Der tiefe Bodenaufschluss
der Weißtanne ist bei den
hohen Niederschlägen und
den labilen geologischen
Unterlagen in Vorarlberg
sehr wichtig (links die
flach wurzelnde Fichte und
rechts die tief wurzelnde
Tanne).
Hochwasser bei der Dorn-
birner Ache: Das Wasser-
rückhaltevermögen des
Waldes ist enorm wichtig.
Hochwasserereignisse kön-
nen zwar nicht verhindert,
aber Das Abflussverhalten
kann wesentlich besser
verteilt werden.
Aufforstungsprojekt
im Großen Walsertal:
Der Wald übernimmt
wieder langsam die
Lawinenschutzwirkung.
Mit Thomas Ölz
*
auf Entdeckungstour -
heute:“Wald sei Dank!“