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Gerhard Berchtold war Zimmermeister,
inzwischen führen seine Söhne erfolgreich
die Zimmerei in Schwarzenberg. Wenn
einmal im Betrieb nicht so viel los ist, was
eigentlich so gut wie nie vorkommt und wenn
dann, nur am Wochenende, sieht man den
rüstigen Pensionisten bei seiner jetzigen
Arbeit: Alphörner herstellen. Aus rein priva-
tem Interesse, schließlich ist er ein wahrer
Meister im Alphornblasen. Das kommt nicht
von ungefähr, spielt er doch seit seiner Zeit
bei der Blasmusik die Posaune.
Ein gutes „Kusstraining“ sei auch von Vorteil,
sagt er und grinst übers ganze Gesicht.
Die Töne des Alphorns spielt man nämlich
nur mit Lippenpressung. Der saubere Klang
des Alphorns ist das Resultat von sauberer
Arbeit und die beginnt mit der Suche nach
dem idealen Wurzelstock. Denn die unten
abgebogene Form des Alphorns stammt von
der am Hang und somit krumm gewachsenen
Wer hat´s erfunden?
NATÜRLICH DIE SCHWEIZER. EIN 77-JÄHRIGER SCHWARZENBERGER
STEHT UNSEREN NACHBARN ABER UM NICHTS NACH, WENN’S DARUM
GEHT, EIN PERFEKTES ALPHORN HERZUSTELLEN.
Fichte, die geschält und der Länge nach
halbiert wird. Das ist die Basis für die Halb-
schalen, die mit CNC-Technologie in der
Zimmerei exakt bearbeitet werden, inklusive
den „Füsschen“, auf denen dann das Alphorn
liegt. Von Hand wäre diese Arbeit so hart wie
eben Stirnholz hart sein kann, fügt Gerhard
Berchtold hinzu. Die anschließende Umwick-
lung mit Peddigrohr (Rindenblätter, Holz-
streifen oder Wurzeln) dient als Wetter-
schutz. 16 Alphörner hat er inzwischen schon
gemacht, einige davon verkauft, auch in die
Schweiz.
Und wenn Gerhard Berchtold sein 3,65 m
langes Alphorn ansetzt und achttönig bläst,
kann er von optimalen akustischen Bedingun-
gen vor seinem Haus ausgehen. Von hier aus
sind seine Töne noch weit zu hören. Wer
dieses Klangerlebnis noch nicht kennt, ein
Tipp: im September wird am Diedamskopf
dreistimmig Alphorn geblasen.
ÜBRIGENS:
Die erste bekannte
Erwähnung eines
Alphorns in der Schweiz
datiert aus dem Jahre
1527. Von damals
stammt ein Eintrag in
einem Rechnungsbuch
des Klosters von
St. Urban über „zwei
Batzen an einen Walliser
mit Alphorn“.
Das längste Alphorn der
Welt hat eine Länge von
47 Metern, diesen
Weltrekord hält der
Alphornbauer Josef
Stocker aus Kriens/CH.
Seinen Angaben zufolge
ist dieses Alphorn nicht
bespielbar, wenn jedoch
beim Zusammenbau
nicht alle Teile verwen-
det werden und „nur“
eine Länge von 14
Metern ergeben, dann
entlockt ihm der geübte
Alphornbläser
sagenhafte 64 Töne –
gegenüber 16 Tönen
eines normalen
Alphorns.
Früher war das Aushöhlen der
beiden Hälften auf eine Wand-
dicke von 6 bis 8 Millimeter
eine über 70 Stunden dauernde
Handarbeit. Und die Härte des
Stirnholzes war dabei nichts für
zarte Hände. Heute geht es mit
CNC-Hilfe schneller, einfacher,
exakter.