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Höhlenmensch +
Klippenspringer
Die Handschrift eines Architekten zeigt
sich in erster Linie nach aussen. Sie ist
lesbar durch die Formensprache des
Objekts. Identifizierbar durch die Materia-
lität. Bei Reinhold Hammerer bekommt
der Begriff Duplex in vielerlei doppelte
Bedeutung. Weil „seine“ Häuser Duplex-
Charakteristik haben, nach aussen wie
nach innen wirken.
Das Duplex House in Linz, das zwei
Ärztefamilien bewohnen, lebt von dem,
was uns Menschen wichtig ist, im eigenen
Haus zu spüren: Es ist die wohnliche
Höhle, in die wir uns zurückziehen können,
uns abschotten, fast schon verstecken.
Und dann ist etwas in uns, das uns bis an
die Klippe, sozusagen an den Rand führt.
Dort, wo der Wind am schärfsten bläst,
wo sich die Wellen brechen.
Diese Gefühle kann man in ganzer Band-
breite in diesem Haus ausleben, auswoh-
nen. Das Wohnzimmer als komfortable,
fast schon luxuriöse Wohnhöhle, die spitz
zulaufende Terrasse wie ein Bug eines
Schiffes – Linz in Sicht.
Duplex hat in diesem Haus viele Interpre-
tationsmöglichkeiten. Beispiel Materialität:
Aussen die rauhe Schale Stahl, man ist ja
in der Stahlstadt. Innen die natürliche
Haut Holz. Weisstanne. Da riecht man
schon, dass man sich wohlfühlt.
Das Duplex House in Linz bietet sicheren Rückzug und gesuchte Angriffsfläche.
Die Weisstanne hat Tschabrun geliefert
und was die Tischlerbrüder Falgschlunger
aus Patsch/Tirol in handwerklicher
Perfektion daraus gemacht haben, kann
sich in allen Zimmern sehen lassen. Die
Materialehrlichkeit ist Reinhold Hammerer
ganz wichtig und um wieder den Begriff
Duplex zu bemühen, auch das Zusammen-
spiel von Funktionalität und Ästhetik.
Das Dazwischen ist das Interessante
Reinhold Hammerer hat die Sensibilität,
die Zwischentöne zu hören. Er nennt es
das Dazwischen. Zum Beispiel eine
Schiebetüre, die mehr als nur einen Raum
trennen kann. Das Spiel mit Licht und
Schatten führt zu spannenden Lichtführun-
gen, auch hier ist es das Dazwischen –
zwischen hell/dunkel, draussen/drinnen.
Ein Jahr Studium in Madrid bei Alberto
Campo-Baeza haben ihm für das „Dazwi-
schen“ die Augen geöffnet. Auch Professor
Christoph Langhof hat ihn mitgeprägt, der
den Blick über den Tellerrand hinaus von
seinen Schülern einforderte.
Holz als natürlicher Werkstoff passt zum
Menschen, sagt Reinhold Hammerer.
Weil er wie eine Haut funktioniert,
atmungsaktiv ist. GORETEX könnte das
dem Holz abgeschaut haben. Kann luft-
dicht sein und doch dampfdiffusionsoffen.
Schon wieder ein Fall für Duplex...
Fotos: Bruno Klomfar
Architekt
Reinhold Hammerer
HAMMERER zt
gmbh . architekten