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Arch. Bernardo Bader im Gespräch
Muss ein Haus
denn wirklich
alles können?
Ein Haus ist kein Auto mit möglichst vielen
Extras, die wir eigentlich gar nicht brau-
chen (und auch nicht benutzen, oder?)
Für den Architekten Bernardo Bader ist ein
Haus ein Raum und ein Architekt ist einer,
der einen kreativen Raum schafft. Mit
Oberflächlichem braucht er sich primär
nicht zu beschäftigen. Fassade ist „Fassade“,
also Oberfläche. Wohnen passiert drinnen.
Bernardo Bader liegt die familiäre Kommu-
nikation am Herzen, die immer mehr an
Raum im Haus und an Bedeutung für uns
Menschen verliert. In seinen Einfamilien-
häusern, die er mit Vorliebe mit Holz plant
(seine Bregenzerwälder Herkunft verrät er
nicht allein dadurch), gibt es immer ein
Zentrum, das wie ein offenes Ohr funktio-
niert. Austausch untereinander, Gespräch
miteinander.
Wer sein Leben inszeniert,
inszeniert auch sein Haus.
Schöne Häuser, und davon gibt es im
Holzarchitekturland Vorarlberg genug,
sind Vorzeigeobjekte. Für den Architekten,
den Handwerker, den Hausherrn.
Bei Letzterem kommen Bernardo Bader
Zweifel auf, ob der Begriff Vorzeigeobjekt
nicht falsch interpretiert weil inszeniert
wird. „Das ist meine Yacht, mein Pferd,
mein Auto, mein Haus ...“. Diese Ober-
flächlichkeit führt auch zum Irrtum, dass
ein Haus alles können muss. Weil man ja
alles haben muss. Scheinbar.
Bernardo Bader, der gerade selbst sein
eigenes Haus baut, grenzt seine haus-
eigenen Bedürfnisse von vornherein ein.
„Wenn ich Wellnessen will, mache ich mir
den Spass und gehe in ein Wellness-Hotel.
Ein eigener Wellnessbereich in meinem
Haus? Kommt gar nicht in Frage.“
Bescheidenheit war schon immer ein gut
funktionierendes architektonisches
Stilelement. Wer sich die Bregenzerwälder
Bauernhäuser vor Augen führt und sich
der Mittel und Wege bewusst wird, die die
Menschen damals hatten, gewinnt dieser
Bescheidenheit volle Bewunderung ab.
Holz stimmt, wenn’s stimmig ist.
Das gilt übrigens für jeden Werkstoff.
Stimmigkeit bedeutet für Bernardo Bader
sensible Abstimmung mit dem Umfeld
und mit den Menschen, die ein Haus
bauen wollen. Sensibilität hat er in den
letzten Jahren entwickelt und führt mit
seinen Auftraggebern und den beauftrag-
ten Handwerkern intensive Gespräche.
Frauen denken funktionaler, sind familiärer
orientiert, verstehen daher auch Bader’s
Intentionen über Raum und Zentrum
besser. Letztlich ist es eine homogene
Partnerschaft, die sich zwischen Planer,
Bauherrschaft und den Handwerken
bildet. Er kann sich noch gut an die
fachlich geführten Diskussionen spät-
nachts in der Krone in Hittisau erinnern,
als es um den Umbau des traditions-
reichen Hauses ging, schmunzelt Bernar-
do Bader. Das Thema „Umgang mit Holz“
war nicht nur in dieser Nacht immer
präsent. So präsent wie jetzt bei seinem
Haus, das er mit VorarlbergHolz baut.
Genügt nicht Wohnen. Leben. Wohlfühlen. Geborgen
sein. Kommunizieren? Ein Gespräch mit Bernardo Bader
zeigt ganz bewusste Grenzen für ein Haus auf.
Bescheidenheit
war schon
immer ein gut
funktionierendes
architektonisches
Element.
Architekt
DI Bernardo Bader
*74 in Lingenau
93-01 Architekturstudium
Universität Innsbruck
98-99 Mitarbeit bei
Feichtinger Architectes,
Paris
01 Diplom mit
Auszeichnung
03 Architekturbüro
in Dornbirn
06 Staatlich befugter und
beeidigter Ziviltechniker
07 Weissenhof
Architekturförderpreis,
Stuttgart
seit 08 Mitglied des
Gestaltungsbeirat
der Gemeinden
Zwischenwasser und
Andelsbuch