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Tischler-Meisterprüfung
Meister fallen
nicht vom Himmel.
Das Berufsbild Tischler
kann kein „Einheitsbild“ sein.
Meisterprüfung der Tischler 2010
Eine Meisterarbeit soll ein Unikat sein,
das einen hohen Schwierigkeitsgrad
besitzt. Wer die Arbeiten der 8 Prüfungs-
kandidaten unter die fachliche Lupe ge-
nommen hat, kann den „Meister“- Werken
nur das beste Zeugnis ausstellen. Hier
wurde auch ganz deutlich sichtbar, was
den Tischler auszeichnet: das individuelle
Einzelstück, das nie ein industrielles
Serienprodukt sein wird.
Tschagazin:
Wo steht das
Tischlerhandwerk
heute im
Vergleich zum
Möbelhandel?
KB:
Für mich stehen noch zu viele
Betriebe mit ihren Produkten in
vergleichbarer Nähe zu Industrie-
waren. Der Mehrwert des
Tischlereiproduktes ist für Kunden
oft schwer zu erkennen. Aufgabe
ist es durch Individualität und
bessere Lösungen dem Kunden
neue Einrichtungsoptionen zu
eröffnen. Ich freue mich sehr
über die acht neuen Tischler-
meister, welche mit sehr extrava-
ganten Prüfungswerkstücken sich
in keiner Weise an aus Prospekten
bekannte Lösungen angelehnt
haben. Sie zeigen nicht nur
meisterliche Verarbeitung, son-
dern auch Ideenreichtum und
Mut zur Eigenwilligkeit.
Die stolzen Meistertischler:
Bechter Ewald
Berbig Elmar
David Emanuel Paul
Gaßner Florian Hermann
Lener Christian Hans-Peter
Mohr Thomas
Moosbrugger Martin
Franz Konrad
Wilhelm Manfred Jürgen
Tschagazin:
Was erwarten sich
Kunden heute vom Tischler?
KB:
Der künftige Tischler darf
sich in seinen Zielsetzungen nicht
nur auf qualitativ hochwertige
Verarbeitung und Materialien
beschränken. Es gilt beispiels-
weise auch Termintreue
und Abwicklungskompetenz als
Qualitätsmerkmal zu erkennen.
Es ist seine Aufgabe, über
die gestalterisch anspruchsvolle
Lösung hinaus der perfekte
Dienstleister zu sein.
Der Kunde will angehört und
verstanden werden. Er sucht
Handwerker, die in der Lage und
Willens sind, seine oft nicht klar
formulierten Vorstellungen in
machbare Lösungen zu giessen.
Die Bandbreite des Tischler ist
dahingehend enorm gross.
Die Materialvielfalt beginnt zwar
beim Holz, endet aber nicht selten
bei Beton, Glas, Edelstahl oder
Schleiflack. Hinzu kommt das
Spiel mit den Formen, Licht und
Farben oder den Stilrichtungen.
Innungsmeister Ing. Karl Baliko im Gespräch:
Tschagazin: Wie finde ich genau
meinen Tischler?
KB:
Es ist der Tischler selbst, der
hierbei dem Kunden behilflich
sein kann und auch sollte. Nicht
jeder kann alles! Es ist wichtig
sich selbst über die Stärken des
eigenen Betriebes bewusst zu
sein, sich darauf auszurichten und
dies dem möglichen Kundenkreis
auch nahe zu bringen. Wie soll
der Kunde sonst erfahren, wo er
seine ganz spezielle Bauernstube
fertigen lassen kann, wo er das
raffinierteste Schlafzimmer oder
die perfekte Küche bekommt?
Deutlich spürbare Authentizität
wird schon von einigen
Vorarlberger Tischlern erfolgreich
gelebt. Beispielsweise bei Schiebe-
türschränken, Stufenglas- oder
Passivhausfenstern, oder Massiv-
holzbetten sind die Anbieter in
den Köpfen der Kunden teils gut
verankert.