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Vorzugsschüler vonBrand

Die

Zur Kirche Mariä Himmelfahrt sind es nur

wenige Meter. Die neue Volksschule ist ihr

Nachbar. Man verträgt sich blendend. Ganz

offensichtlich. Schließlich hat sich das

Architektenteam C. Zottele, M. Mallin und

B. Spagolla bei der Planung der Volkschule

vor allem an dem orientiert, was im unmittel-

baren Umfeld steht. Die Formensprache der

Kirche ist angelehnt an die 50er und 60er

Jahre. Leopold Kaufmann hat den ursprüng-

lichen Charakter mit seinem Restaurations-

konzept bewahrt, ja sogar verstärkt.

Formale Zurückhaltung nennen die Bludenzer

Architekten ihr Werk, das sich außen wie

innen an diese Ausrichtung hält. Einfache

Flächen, einfache Körper sind allgegenwärtig.

Der dreigeschossige Massivbau passt sich

WENN

ARCHITEKTUR

ANLEIHEN NIMMT,

KANN ES EIN

GEWINN SEIN.

mit seinem markanten Pultdach an, im UG

finden externe Nutzungen genügend Raum,

im EG ist der Kindergarten untergebracht und

das OG gibt der zweiklassigen Volkschule

schöne Aussichten. Das Konzept des offenen,

flexiblen Lernens in Gruppen ist das zentrale

Thema der Volksschule, das sich in der trans-

parenten, zentralen Halle mit den angeschlos-

senen Kleingruppenräumen widerspiegelt.

Ein Musterbeispiel für die Schule von morgen

sollte sie werden. Und sie ist es nachweislich

geworden. Ab dem Erdgeschoss sind

sämtliche tragenden Wände und Decken aus

Kreuzlagenholz, unbehandelte und natur-

belassene Baustoffe waren Vorgaben. So kam

bei der Dachdämmung Zellulose zum Einsatz.

„Kinder sind schon genug

reizüberflutet, in der Schule sollen

sie sich auf sich selbst konzentrieren.

Da liegt der architektonische Reiz

im Neutralen und Natürlichen.“

Architekt Christian Zottele

Fotos. Albrecht Imanuel Schnabel

Bei den Akustikdecken dient Schafwolle als

Absorber. Die Fassade wurde mit unbehan-

delten Fichtendielen ausgeführt. Es gibt keine

statisch durchlaufende Wände, Träger oder

Decken. Vorsatzschalen und abgehängte

Akustikdecken mit zum Teil verstellbarem

Absorberflächenanteil gewährleisten eine

optimale Raumakustik. Die Heizenergie wird

mit einer Wärmepumpe in Kombination mit

9 Tiefenbohrungen erzeugt.

Was auffällt, ist diese Konsequenz, mit der auf

allen Ebenen Vorbildliches geschaffen wurde:

mit Pulten und Stühlen, deren wasserlösliche

Lackierung speziell entwickelt wurde, mit

Massivholzmöbel aus „Bergholzplatten“

aus dem Großen Walsertal, bei welchen der

Leimeinsatz auf ein Minimum reduziert

werden konnte. Waren es nicht die Walser,

die sich im 14. Jahrhundert in Brand

ansiedelten und die mit ihrer traditionellen

Holzbautechnik Vorbilder für nachfolgende

Generationen lieferten?

Wer mit der Schule von morgen in Brand

gleichziehen will, wird sich an den Messungen

des Umweltverbandes – Vorarlberger

Gemeindehaus orientieren müssen, die an

der Volksschule in Brand vorgenommen

wurden und zum Erstaunen der messenden

Ingenieure folgende Reaktion ausgelöst

hatten: „Unglaublich, bei diesen Werten

können eigentlich nur die Messgeräte defekt

sein“.

DI Markus Mallin,

DI Christian Zottele (oben)

und Mag. arch.

Bruno Spagolla