17
16
Vorzugsschüler vonBrand
Die
Zur Kirche Mariä Himmelfahrt sind es nur
wenige Meter. Die neue Volksschule ist ihr
Nachbar. Man verträgt sich blendend. Ganz
offensichtlich. Schließlich hat sich das
Architektenteam C. Zottele, M. Mallin und
B. Spagolla bei der Planung der Volkschule
vor allem an dem orientiert, was im unmittel-
baren Umfeld steht. Die Formensprache der
Kirche ist angelehnt an die 50er und 60er
Jahre. Leopold Kaufmann hat den ursprüng-
lichen Charakter mit seinem Restaurations-
konzept bewahrt, ja sogar verstärkt.
Formale Zurückhaltung nennen die Bludenzer
Architekten ihr Werk, das sich außen wie
innen an diese Ausrichtung hält. Einfache
Flächen, einfache Körper sind allgegenwärtig.
Der dreigeschossige Massivbau passt sich
WENN
ARCHITEKTUR
ANLEIHEN NIMMT,
KANN ES EIN
GEWINN SEIN.
mit seinem markanten Pultdach an, im UG
finden externe Nutzungen genügend Raum,
im EG ist der Kindergarten untergebracht und
das OG gibt der zweiklassigen Volkschule
schöne Aussichten. Das Konzept des offenen,
flexiblen Lernens in Gruppen ist das zentrale
Thema der Volksschule, das sich in der trans-
parenten, zentralen Halle mit den angeschlos-
senen Kleingruppenräumen widerspiegelt.
Ein Musterbeispiel für die Schule von morgen
sollte sie werden. Und sie ist es nachweislich
geworden. Ab dem Erdgeschoss sind
sämtliche tragenden Wände und Decken aus
Kreuzlagenholz, unbehandelte und natur-
belassene Baustoffe waren Vorgaben. So kam
bei der Dachdämmung Zellulose zum Einsatz.
„Kinder sind schon genug
reizüberflutet, in der Schule sollen
sie sich auf sich selbst konzentrieren.
Da liegt der architektonische Reiz
im Neutralen und Natürlichen.“
Architekt Christian Zottele
Fotos. Albrecht Imanuel Schnabel
Bei den Akustikdecken dient Schafwolle als
Absorber. Die Fassade wurde mit unbehan-
delten Fichtendielen ausgeführt. Es gibt keine
statisch durchlaufende Wände, Träger oder
Decken. Vorsatzschalen und abgehängte
Akustikdecken mit zum Teil verstellbarem
Absorberflächenanteil gewährleisten eine
optimale Raumakustik. Die Heizenergie wird
mit einer Wärmepumpe in Kombination mit
9 Tiefenbohrungen erzeugt.
Was auffällt, ist diese Konsequenz, mit der auf
allen Ebenen Vorbildliches geschaffen wurde:
mit Pulten und Stühlen, deren wasserlösliche
Lackierung speziell entwickelt wurde, mit
Massivholzmöbel aus „Bergholzplatten“
aus dem Großen Walsertal, bei welchen der
Leimeinsatz auf ein Minimum reduziert
werden konnte. Waren es nicht die Walser,
die sich im 14. Jahrhundert in Brand
ansiedelten und die mit ihrer traditionellen
Holzbautechnik Vorbilder für nachfolgende
Generationen lieferten?
Wer mit der Schule von morgen in Brand
gleichziehen will, wird sich an den Messungen
des Umweltverbandes – Vorarlberger
Gemeindehaus orientieren müssen, die an
der Volksschule in Brand vorgenommen
wurden und zum Erstaunen der messenden
Ingenieure folgende Reaktion ausgelöst
hatten: „Unglaublich, bei diesen Werten
können eigentlich nur die Messgeräte defekt
sein“.
DI Markus Mallin,
DI Christian Zottele (oben)
und Mag. arch.
Bruno Spagolla